1/10/2009

Frohes Neues Jahr an alle!
Von meinem Plan fuer ein paar Tage in die Berge zu gehen wusstet ihr ja. Viel mehr wusste ich bis dahin auch nicht. Was mich naemlich ueberraschte war tiefster Regenwald.
Mittwoch 31. Dezember:
Silvester hab ich auf dem letzten Lookout vor O'Reilly verbracht, von wo aus die Landschaft mit ihren saftigen gruenen Wiesen eher an die Schweiz als an australischen Urwald errinnerte. Auf dem fast 360 Grad Lookout habe ich am Nachmittag den Sonnenuntergang, die Ruhe und die Aussicht bis nach Brisbane und Surfers Paradise genossen.
Um 21:00 war dann Schluss damit. Fast vor Drezahl platzende Motoren quaelten sich zum Lookout hoch. Ein Truck & ein Bus. Vor meinem Zelt sitzend fragte ich erst mich "Aeh?", dann die Fahrer was denn das hier fuer eine Invasion sei.
Sie sagten sie kaemen von O'Reilly, der Bus ist als Transfer fuer Gaeste in etwa einer Stunde gedacht und der Truck fuer Musik, Fernsehen und Spirituosen zustaendig. Ach ja, herzlich eingeladen sei ich auch.
Gesagt, getan und spaeter am Abend sass ich dann inmitten einer lustigen Runde echter Aussies und holte mir schonmal ein paar Ratschlaege fuer meinen Trip durch den Nationalpark.
Gibt ein paar Phythons, auf die du Acht geben musst. - Mmm... klingt nicht besonders gut, hab mich aber schon in einer Apotheke darueber aufklaeren lassen und mich wohl oder uebel auch darauf eingestellt..
Es koennte auch sein, dass ein paar Wallabies, Bushrats und andere Nager versuchen an deine Nuesse zu kommen - Ok wird beruecksichtigt, allerdings hatte ich auch nicht vor mit offener Zelttuer zu schlafen.
Ach ja und bei dichtem Nebel und Dunkelheit solltest du besser genau da bleiben wo du gerade bist. Die Gefahr des Verlaufens und somit auch des Abstuerzens sei einfach zu gross. Im Jahr muessen unzaehlige Wanderer wiedergefunden werden. - OK, macht Sinn.
Was mir allerdings nicht in den Kopf gehen wollte war, dass alle immer von einem Regenwald gesprochen haben, wir hier aber auf einer gruenen Wiese sassen, wie man sie auch aus Deutschland kennt. Die Natur hier hatte rein garnichts bedrohliches an sich. Ein paar weit auslaufende Berge voll klarer Luft und saftigen Wiesen auf denen ein paar Rinder ihre Koepfe ins Gras steckten. Nicht mehr und nicht weniger.
Ganz einfach, wir seien hier noch nicht in der fast 25 Millionen Jahre alten Kraterlandschaft um Mt. Warning herum. Die kommt allerdings ziemlich ploetzlich, was auf die durch Erosion enstandenen Boeden zurueckzufuehren ist. Einige lachten mir zu und sagten ich werde noch sehen von was sie sprachen.
Wir beliessen es dabei, sie erzaehlten mir noch von einem Militaeruebungsgebiet, was es seit dem Vietnam Krieg gibtund spezielle Einheiten im Nahkampf im Dschungel ausgebildet werden. Just in Case, man weiss ja nie. Jedenfalls brauechte ich mir deswegen keine Sorgen machen, da dieses Gebiet durch meterhohe Zaeune vom National Park abgetrennt ist.
Nahe 12. Komisch zu den ersten zu gehoeren die ins neue Jahr feiern. Ich dachte an die Heimat, an euch, wie ihr jetzt wahrscheinlich gerade in einer endlosen Schlange bei Famila steht und euern letzten Sprit fuer die Party einkauft.
Feuerwerk ueber Brisbane. Na dann, frohes neues und darauf, dass ich meine Dschungelsafari heile ueberstehe.
Um spaetestens 1 war Feierabend. Typisch fuer Australier. Das war in Pubs nicht anders... War mir aber ganz recht. So war der Berg wieder leer, ich sass noch kurze Zeit unter den Sternen und schluepfte dann in mein Zelt und tankte Energie fuer das, was ich vorhatte.













Donnerstag 1. Januar:

Ich wurde von der Hitze in meinem Zelt wach. Kacke, kann den Wecker wohl doch ausschalten, ohne dabei aufzuwachen. 8:30. Das war dann wohl nichts mit dem Sonnenaufgang. Ich streckte mich, kochte mir ein Kakao, ass ein Muesli Riegel und startete ganz entspannt in den Tag. Hab mir naemlich vorgenommen duer die naechste Woche nur im Hiewr und Jetzt zu leben und meine schon sehr schwammige Zeitrechnung auf Sonnenauf-/ und untergang zu beschraenken. Ein Ranger kam auf seiner Morgenpatroullie zu meinem Lookout. Ich drehte mein Kopf langsam nach links auf das unuebersehbare Schild "No Camping". In Boxershorts mit einem Kakao vor meinem Zelt sitzend konnte ich nun nicht mehr viel leugnen. Nun liegt es am Ranger. Er stieg aus. In seinem Steve Irwin Outfit fragte er mich ob ich wuesste, dass das Zelten hier verboten sei.
"Aehm.... Ja, und es tut mir Leid gegen die Regeln verstossen zu haben."
Er fragte mich auch ob ich wuesste dass die Strafe dafuer 370$ hoch sei.
"*Schluck* Nein, das wusste ich nciht".
Er sieht aber nochmal darueber hinweg, schliesslich sei ja heute der erste erste. Alerdings soll ich spaeter in sein Buero kommen und die 4,50$ fuers Zeltenauf dem Camping Platz bezahlen. Ich versprach er koenne sich darauf verlassen, wir wuenschten uns ein frohes neues Jahr und er fuhr davon.
Ich chillte noch eine Weile, trank mein Kakao, packte meinen Rucksack fuer den Walk und fuhr nach O'Reilly, wo ich zu allererst meine Schulden beglich. Dann konnte das Abenteuer beginnen. Mit 15 Kilo Gepaeck auf dem Ruecken hielt ich erst noch an einem Wasserhahn, wo mir eine vietnamesische Grossfamilie ohne etwas zu sagen ein von ihren Haenchen Spiessen in die Hand drueckte. Dann zeigte einer von ihnen auf mein Rucksack und fragte mich im gebrochenen Englisch wie lange ich vorhab weg zu bleiben. Ich erzaehlte ihnen von meiner Planung, woraufhin sie mir gleich noch 2 Spiesse in einer Baguettestange gaben. Mmm.. lecker genau das richtige jetzt.
Ich fuellte mein Wasser auf, verabschiedete mich bei der wirklich herzlichen Familie und lief los.







Mein Zelt erst auf einem Fels an diesem Wasserfall aufgestellt ging mir spaeter der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf was passieren koennte wenn es anfaengt zu regnen und Wasser aus den Bergen diesen Creek runtergespuelt wird. Ich zog also 20 Meter nach oben um und stelle mein Zelt an einer 1,50 Meter breiten Stelle am Track auf.
Ein Glueck...
denn...
Ein ungeheuerlich laut scharfer Knall haemmert in mein Kopf und reisst mich schlagartig aus meinem Traum. Mein Koerper faehrt zusammen und ich sitz senkrecht im Zelt. Ach du HEILIGER Strohsack, was war dass denn?
Dann wieder, mit Blitzen kommt auch ein leises Kratzen, was pyramidenfoermig in Donnerschlaegen ueber mir zusammenbricht. Ach du Scheisse! Grummelndes Gewitter am Himmel war ich ja gewohnt und auch ein Donnerschlag war mal in Ordnung aber dies hier in den Bergen von Lamington machte mir Angst. Es hatte sich die letzten Tage bis auf 37 Grad aufgeheizt und das war nun das Ergebnis davon. Dann platzte Regen aus den Wolken.
Alle 5 Sekunden wurde mein Zelt von Blitzen erleuchtet und so brauchte ich meine Latuechte mal nicht um mein Handy zu finden. Ich machte es an. 0:30 und kein Empfang. Natuerlich kein Empfang. Ich war irgendwo in den Bergen eines Millionen Jahren alten Regenwaldes im Lamington National Park.
Nach weniger als einer Minute durfte ich mich auch schon daran machen meine Elektroniksachen vom Zeltboden etwas hoeher zu legen, denn Ja, es fing an in mein neugekauftes einlagiges aber "waterproofed" Zelt reinzuregnen.
Auch das kleine Schildchen "Made in China" wurde nun nass.
Ok, was haben wir denn hier . . . eine Tasse . . . ein Topf . . . mmm . . . oh, und den passenden Deckel dazu, ist ja prima. Wenigstens war der Topf wasserdicht.
Nach einer 3/4 Stunde hoerte das groebste dann auch schon wieder auf, ich ganz froh darueber, denn von dem ganzen Regenwasser hatte ich ich mittlerweile einen ganz schoenen Blubberbauch.
...Zusammengekringelt fiel ich irgendwann in leichten Schlaf...
2. Januar



Noch fertig von der letzten Nacht lauf ich die 20 Meter runter zum Creek, der zwar an, aber nicht uebergelaufen ist. Vielleicht waren die Wassermassen von letzter Nacht auch schon weiter unten im Tal, war schliesslich auch schon 700 Meter. Wie auch immer, bei dem Gewitter letzte Nacht haette ich hier auf den Felsen bestimmt noch weniger gut geschlafen. Ich pack meine nassen Sachen in den Rucksack, sattel auf und uff! #HAB ich Steine eingepackt?!# - nein es waren die vollgesaugten Sachen, die so schwer waren.

Auf dem Tooloona Creek Track gab es viele Flussueberquerungen, wobei ich fuer tricky Uebergaenge mitunter eine Viertelstunde brauchte. Das sah dann so aus: Ich suchte mir erst ohne Backpack einen Weg ueber die glitschigen Steine, dann mit meinen Elektroniksachen, dann mit allem was am Backpack dranbaumelte und schwer war und schliesslich mit dem Rucksack an sich, was das schwierigste war, da es nicht einfach ist die Balance zu halten und man nicht wirklich springen kann.

Nun wusste ich tatsaechlich von was die O'Reilliers sprachen, denn ich war hier im Regenwald, durchzogen schoenster Flora und Fauna. Wer mich kennt weiss, dass ich mit meinem "Urwald Zimmer" in Deutschland schon einen Tick fuer Pflanzen hatte, aber das hier, unbeschreiblich, ueberwaeltigend, die Lunge der Erde.






















Nichtsdestotrotz war ich ziemlich fertig, als ich auf Mt. Wungara (1150m) gegen Abend angekommen bin. Erstmal 'ne vernuenftige Portion Reis. Zwischen gutem Essen und dem Gefuehl des Satt seins gibt es Unterschiede. Ich war froh etwas warmes im Bauch zu haben.




Der Sonnenuntergang, oder besser gesagt, daemmernde Dunkelheit war nicht besonders aufregend, denn ich hing in einer einzigen Wolke fest, mit Sicht auf Mt. Warning und das Valley war leider nichts.

"Vielleicht hoerts ja in ein paar Stunden auf..."

Nichts da, es fing erst richtig an. Als ob ich vom Regen letzte Nacht nicht schon genug abbekommen haette fielen ununterbrochen die dicksten Regentropfen von den Bauemen, die sich hier oben perfekt als Regenfaenger eigneten.

Nun hies es warten. Ueber 20 Stunden im Zelt sein, schlafen, kochen, essen, Musik hoeren, lesen, sich um das reinlaufende Wasser kuemmern




























Kurze Abschnitte fuehrten immer wieder in den Regenwald an eiskalten Creeks vorbei, wo mich mal wieder einer von diesen Crayfishes ueberraschte.
Am ersten Tag hab ich mich vor denen noch ziemlich erschrocken, da sie wild anfangen zu fauchen und klappern wenn man sich ihnen nur naehert um an ihnen vorbeizukommen. Nun sahen sie nach 5 Tagen Reis garnicht mehr so unappettlich aus.
...Struggle for Life...





Die Natur zum Coomera Falls war Streckenweise ueberraschend anders. Der Boden war trocken, es gab viele in der Sonne liegende Lizzards und mehr Strauecher anstelle von Pflanzen, die bis zum Rand mit Wasser vollgesaugt sind.







 keine 20 Meter und schwups war man wieder im Regenwald

Die Tage in der Natur hab ich ausschliesslich Wasser aus Creeks getrunken und ich kann nur sagen besseres Wasser hab ich in Australien noch nicht getrunken.



Links der Coomera Fall
Meine Wasserquelle an dieser Uebernachtung, 5 Minuten vom Lookout entfernt.



So, ich hoffe ihr findet das jetzt nicht zu geschmacklos, denn genau genommen war es ziemlich lecker. Am Mr. Crayfish war zwar nicht allzuviel dran, aber das Fleisch von den 8 Beinen, 2 Schnappern und dem Hinterteil zusammen mit Reis war die reinste Koestlichkeit.
Der Track heute ging bergab und da ich frueh losgelaufen bin hatte ich viel Zeit am Coomera Fall, also studierte ich die Topographic Map um mir zu erklaeren wo diese Erdspalte genau hinfuehrt. Ein unglaubliches Wunder der Natur. Bei dem Rauschen fuehlt man sich wie im Triebwerk Erde. Gleichzeitig ist es ein Paradis fuer exotische Voegel, die es lieben von einer zur anderen Seite zu fliegen.
Vielleicht kann man es auf der Karte lesen. Gelber Track ist Border Track, streckenweise gleichzeitig die Grenze zwischen Queensland und New South Wales und meist sehr einfach zu laufen. Rote Tracks sind schwierig, es gibt Fluesse, die ueberquert werden muessen, es geht hoch und runter und man muss zum Teil auf dem schmalen Track auf abrutschen aufpassen.
erste Uebernachtung (1.Januar): Picnic Rock am Tooloona Creek Circuit (rot eingezeichnet)
zweite Uebernachtung (2.Januar): Mt. Wanugara am Zusammen Treffen des Tooloona Creek Track (rot) mit dem Border Track (gelb eingezeichnet)
dritte und vierte Uebernachtung (3. & 4.Januar): Binna Burra, da wo die sechs schwarzen Kaestchen oben rechts in der Karte sind
fuenfte Uebernachtung (5.Januar): Coomera Fall am Coomera Fall Track (roter Track "parallel" zum gelben Track)
sechste Uebernachtung (6.Januar): Mt. Merino (Mitte unten auf der Karte mit Blick auf das gelbe Valley, es geht ein kurzer Gipfelsturm vom gelben Track hoch)
Die Zeltstange musste jeden Abend wieder neu zusammengetuedelt werden. Dafuer Band, die Loesung fuer 90% der Probleme ;)




6. Januar
Am morgen werde ich von den Voegeln geweckt. Von einem Traum in den naechsten. Ich steh auf und wanke noch ganz verschlafen zum Gelaender des Lookouts. Die Kraft des Wassers preschte noch genauso in die Tiefen. Gigantisch. Ich lief wieder zum Zelt und machte mir erstmal ein Kakao und as eine aus Binna Burra mitgebrachte Orange. Nach gemuetlichem wachwerden und aufstehen lief ich so gegen 10 los.